Finnland

Der Stall mit dem Heuboden und dem Eingang zur Küche
Der Stall mit dem Heuboden und dem Eingang zur Küche

 

Die Flüge haben gut geklappt, auch das umsteigen war ziemlich entspannt, weil ich genau da wieder einsteigen musste, wo ich vorher ausgestiegen bin. Nach kurzem Suchen und Nutzung des örtlichen WLANs habe ich David gefunden und wir haben auf die Empfehlung der Farm ein "Region 2 Ticket" für je 5€ gekauft. Dass das nicht für den ganzen Weg gilt, haben wir dann später erfahren. 

Es war ein bisschen kompliziert zur Farm zu kommen. Zuerst mit dem Zug zum Hauptbahnhof, der schlichtweg Helsinki heißt und dann mit der Metro zum East Center = Itäkeskus. Von dort aus wollten wir eigentlich gleich weiter fahren, hatten aber den letzten Bus um 7 Minuten verpasst und durften dann knapp 1 Stunde bis 22:00 Uhr in einer zufügen Halle warten. 

Der nächste kleine Dämpfer folgte nahtlos, als der Busfahrer uns, natürlich in Englisch, verkündete, dass unser Ticket nicht für den nächsten Bezirk gelten würde und genau genommen nicht einmal für die Metro. Und an dieser Stelle sei dem Busfahrer gedankt, der wirklich sehr nett war, denn er ließ uns kostenlos mitfahren mit der Begründung, dass wir falsch informiert wurden. Wieder Geld (wenn auch nur 8€) gespart :) 


 Die erste Woche

Also generell ist es so, dass man ziemlich genau 6h am Tag arbeitet und dann entspannen kann. Das Wochenende ist natürlich frei für Ausflüge. Es sind neben David und mir noch 3 andere Wwoofer da, zwei deutsche Mädchen und ein Typ aus Australien. Dann gibt es noch Jack und Anniina, die auch mal Wwoofer waren und irgendwie hängen geblieben sind. Sie helfen den Arbeitern, dem Farmer dabei die Arbeiter zu koordinieren. Alle sind auf jeden Fall sehr nett und hilfsbereit. 

Die Hütte, in der ich schlafe.
Die Hütte, in der ich schlafe.

Die Unterkunft 

Als ich abends ankam, führte mich Jack zu einer kleinen Hütte, die ein wenig außerhalb im Wald liegt. Wenn man vom Weg abbiegt kommt man nach ca. 10m auf die Terrasse der Hütte. Dort zieht man dann seine matschigen Gummistiefel aus und tritt in einen behaglichen kleinen Raum. Es gibt zwei Betten, eine kleine Kommode zwischen ihnen mit einer Lampe obendrauf, ein Tischchen,  einige Haken und - das wichtigste - einen Heizstrahler. Ich teile mir den Raum mit Hannah, einer der beiden deutschen Wwooferinnen, die mir sehr gut geholfen hat. 

 

Das Essen und der Tagesablauf

Morgens gibt es für alle immer einen großen Topf mit Porridge, den man sich je nach belieben mit Schokolade, Nüssen, frischen Beeren, Marmelade oder einfach nur Zucker verfeinern kann. Es ist sehr sättigend. 

Danach geht es für 3 Stunden an die Arbeit (dazu unten mehr). Um 11 geht dann einer der Arbeitenden, um für die anderen das Mittagessen zuzubereiten, das es dann in der Mittagspause von 12:30 - 13:30 gibt. Bisher waren wir zum Glück noch nicht dran. Ich hätte keine Ahnung, was ich für so viele Leute kochen soll. Bisher war immer ein Eintopf  mit Linsen und Gemüse oder ähnliches.

Dann wird wieder für 3 Stunden gearbeitet und ab 16:00 Uhr ist dann Freizeit. 

Abends ist dann jeder selbst für sein Essen verantwortlich. Es gilt: Alles, auf dem kein Name steht, kann verwendet werden. Also, frisch geerntetes Gemüse, das ein paar Macken hat und deshalb nicht verkauft werden kann, die schon erwähnten Linsen, Haferflocken, Mehl usw. Im Kühlschrank stehen auch ein paar Sachen, aber ohne typische deutsche Sachen wie Käse oder Wurst. Auch Brot und Nudeln sind eher Mangelware. Es gibt zwar insgesamt genug, nur eben nicht den für mich typischen Kühlschrankinhalt. Wahrscheinlich kaufe ich mir am Wochenende in Helsinki dann was. 

Die Blätter der Rote Beete
Die Blätter der Rote Beete

Die Arbeit

Das Erste, was wir am Mittwoch machen mussten, war die Blätter von einer Wagenladung Roter Beete zu entfernen und sie der Größe nach zu sortieren. Wir haben zwar Arbeitskleidung (Regenhose & - Jacke, Gummistiefel, Handschuhe), aber die Finger werden leider trotzdem matschig und kalt. Danach haben wir noch Kürbisse unten im Feld geerntet, nach oben gekarrt, grob gewaschen und auf Palletten zum trocknen aufgereiht. Die mit kleinen schimmeligen Stellen kamen in die Küche. 

Am Donnerstag haben wir Kohlrüben geerntet (ebenfalls eine dreckig-nasse Angelegenheit) und diese dann wieder entblättert und sortiert. Die Blätter werden in der Regel zu den 9 Kühen gebracht, die eigentlich nur Haustiere und Pflanzen-Vernichtungsmaschinen sind. Sie haben keine Kälber und geben deshalb keine Milch. Aber sie sind putzig :) 

Die Farm beliefert örtliche Kindergärten und Restaurants mit Gemüse, weshalb wir dann in der Packstation eine Lieferung Karotten fertig gemacht haben. Das heißt wir haben bei jeder einzelnen nach schlechten Stellen geschaut und 10kg in Säcke gepackt. 

Und heute (Freitag) gingen wir wieder runter auf das Feld und haben "weiße rote Beete" und Karotten geerntet. Das Ernten generell besteht darin, dass man bei den Reihen vorne anfängt, das entsprechende Gemüse herauszieht, grob enter details und zum Wagen trägt. Das Entblättern und nach Größe bzw 1./2. Klasse sortieren folgte. Am Schluss des heutigen Arbeitstages trugen wir die Spaghetti-Kürbisse auf den Heuboden über dem Kuhstall und die anderen in den Läden, wo sie verkauft werden können. 

Die Freizeit 

Meistens entspannt man nachmittags einfach, duscht (die Dusche ist übrigens in einer kleinen Kabine draußen), wäscht Wäsche oder bereitet etwas zu Essen zu. Am Wochenende hat man frei, sodass Zeit für Ausflüge ist. Wir fuhren deshalb gestern (Samstag) mit einem Tagesticket nach Helsinki, um uns die Stadt anzuschauen. Da die anderen in Majvik uns rieten nach Suomenlinna (eine Insel) zu fahren, weil die Stadt relativ langweilig sei, begaben wir uns zur entsprechenden Fähre. Das Wetter war ganz okay, aber ehrlich gesagt fand ich auch die Insel relativ langweilig.

Man konnte einige Häuser sehen und es gab ein paar unter der Erde liegende Gänge, sowie viele Wege am Meer entlang. Man braucht zwar länger als eine Stunde, um auf den mit Brücken verbundenen Inseln alles zu sehen, aber meiner Meinung nach sieht man nach dieser

Zeit nichts neues mehr.

Was ganz cool war, war, dass eine ganze Flotte Segelschiffe an den Inseln vorbei auf das Festland zuzog. Dann fing es leider an zu schütten und wir wurden, nach der Rückfahrt auf der Fähre ziemlich nass, bevor wir in den Hauptbahnhof flüchten konnten. In einem Supermarkt dort (übrigens Lidl) konnten wir auch endlich Brot, Käse, Spagetti und in meinem Fall Tofu kaufen. Danach ging es nach Hause. 

Sonntag stand nichts an, was aber auch gut so war, denn ich war krank geworden. Halsschmerzen, Schnupfen, Kopfschmerzen und vielleicht auch ein bisschen Fieber. Dementsprechend ging da nicht viel. 


Die zweite Woche

Heute (Montag) war ein recht entspannter Tag. Da es quasi die ganze Zeit regnete, wurde heute nur in der Packstation und zum Glück nicht auf dem Feld gearbeitet. Dabei wird das bestellte Gemüse, falls vorrätig, aus dem Lagerkeller geholt, nach Qualität sortiert und in 10kg Säcke verpackt. Heute waren es Zwiebeln und Karotten. 

Falls ich bisher irgendetwas mit matschig beschrieben haben sollte, nehme ich diesen Ausdruck an dieser Stelle offiziell zurück und beziehe ihn nur auf heute (Dienstag). Wir waren Karotten ernten auf einem etwas weiter entfernten Feld und, nun ja, man versank dank dem tagelangen Regen oft bis über die Knöchel im Matsch. Mit seinen aus der nassen Erde gezogenen Karotten, kämpfte man sich dann Schritt für Schritt durch Wind und Regen zurück zum Wagen. Auf dem Weg durch das Feld versuchte man dann wieder halbwegs harten Grund zu ertasten und nicht komplett stecken zu bleiben. Das machten wir insgesamt ungefähr 3 Stunden lang bis zwei Wagen voll waren. Zum Glück konnten wir etwas trocknen, als wir in der zwar nicht wärmeren aber zumindest trockeneren Scheune Zwiebeln grob schälten. 

 

Ich glaube, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viele Schichten Kleidung an. Hannah meinte, ich sehe aus wie der Michelin-Mann :D. Da mir im Regen ziemlich kalt geworden war und ich immer noch kränkle, hatte ich heute (Mittwoch) den Zwiebel-Look perfektioniert: Mütze, Schal, Top, T-Shirt, Langarmshirt, Sweatshirtjacke, warme Jacke, Regenjacke, 3 Hosen übereinander, 2 Paar Handschuhe. Kalte Füße habe ich trotzdem bekommen. Nicht im übertragenen Sinne, aber mit einem zweiten Paar geliehener Wollsocken sollte dem Abhilfe geschaffen werden. Wir hatten nämlich mal wieder Karotten "entblättert, entmatscht und sortiert" und nach dem Mittagessen wurden dann noch Parsnips, also Pastinaken geerntet. Kalt ist es auch nachts geworden, denn der Strom in unserer Hütte war ausgefallen. Es hatte irgendwie mit dem Strom vom Laden zu tun. Jedenfalls war das Aufstehen, dementsprechend "finnisch".

Aufgrund des akuten Mangels an Brot und Überflusses an Zwiebeln habe ich dann übrigens abends noch Zwiebelbrot gebacken. :)

 

Heute (Donnerstag) war recht unspektakulär. Wir haben Lieferungen gepackt, Pastinaken entblättert etc. und haben mal wieder Karotten geerntet. Dieses Feld war der Inbegriff von "saugendem" Matsch. Seine Gummistiefel freizukämpfen beanspruchte wahrscheinlich doppelt so viel Zeit wie das eigentliche Ernten. Vor allem das Schieben der Schuppkarren wurde zu einer wahren Sportart erhoben. Merkwürdigerweise hat es auch viel Spaß gemacht, denn alle hatten so ihre liebe Mühe. Nachmittags haben Hannah und ich einen Teppich für unsere Hütte besorgt, sodass der Boden jetzt nicht mehr so kalt ist, genau wie meine Füße, die dank dicker Wollsocken kuschelig warm eingepackt sind. Wir hatten ihn uns von der "Barn", wo auch die ganze frei zur Verfügung stehende Kleidung ist, geholt und es war viel gemütlicher. Und wir haben mal wieder Brot gebacken. ^^

 

Freitag war ziemlich normal: Karotten entblättern, Pastinaken ernten und ich räumte die Küche nach dem Lunch auf. Trotz des schönen Wetters, habe ich das recht gerne gemacht einfach, weil es noch ein wenig länger angenehm warm war. Nachmittags machte ich nichts spannendes. 

 

Am Samstag machten David und ich uns am späten Vormittag nach Porvoo, einer kleinen Stadt östlich von Helsinki auf. Wir waren auch just-in-time an der Bushaltestelle - und der Bus fuhr vorbei. Im Nachhinein hätten wir Winken müssen, aber das hat mich trotzdem ziemlich aufgeregt. Da wir sowieso eine halbe Stunde warten mussten, sind wir einfach schon mal in die Richtung gelaufen. Nachdem wir den Bus dann bekommen hatten und einmal umgestiegen waren, sind wir insgesamt 9,20€ ärmer in Porvoo angekommen. Vom Busbahnhof kommt man recht leicht in die Altstadt. Oben auf dem Berg steht eine Kathedrale bzw ein Kirche und da wir wirklich ein exzellentes Timing hatten, war gerade eine Trauerfeier... Kurz danach konnten wir uns aber in Ruhe umsehen. Als wir später dann nochmal vorbei kamen, war dann wiederum gerade eine Hochzeit. :D

Dann schlenderten wir noch ein wenig durch die bunten Holzhäuser, über Pflastersteine vorbei an gemütlichen Cafés und in verschiedene sehr hübsche kleine Läden und Boutiquen. In einem Laden kaufte ich dann auch der Familientradition nach eine Finnland-Tasse. Nach einem kurzen Mittagessen in einem billigen chinesischen Restaurant in einem neueren Stadtteil, spazierten wir (durch leichten Nieselregen) an dem Fluss entlang, mit guten Blick auf die relativ bekannten roten Lagerhäuser. Um ca. 4 Uhr Nachmittags nach einem kurzen Einkauf (in dem Grundnahrungsmittel wie Schokolade erworben wurden) traten wir dann den Rückweg an. Ich fand Porvoo auf jeden Fall besser als Helsinki. Die Stadt hat viel mehr Charme und Charakter, auch wenn sie nicht sehr groß ist. Falls ich noch einmal dorthin kommen sollte, werde ich die stadtbekannten Runeberg-Küchlein probieren. 

 

Ein paar Bilder von Porvoo:

Der Sonntag war wieder Chiller-Tag. Weil mal wieder die Sonne schien und ich das schon länger vorhatte, ging ich runter zu den Feldern, sammelte Blumen und verteilte sie oben auf Vasen. Ansonsten backte ich (mal wieder) Brot, sehr erfolgreich übrigens. Wir haben zwar einiges an Brot in der Gefriertruhe, aber frisch ist es einfach am besten. Ansonsten spielten wir Karten und taten nichts besonderes. :) 


Die dritte Woche

Der Strom war mal wieder nachts (Montag) ausgefallen. Mir ist es nicht einmal aufgefallen und morgens ging er wieder. Ich hoffe, dass kommt nicht öfter vor. Wir sortierten die geernteten Pastinaken und gingen danach auf das Feld, um Kohl zu ernten. Er sah aus wie lila Mini-Palmen, die, wenn man sie bog zu kleinen Wassertropfen-Katapulten wurden. Wir wuschen die Kohlblätter danach, verpackten sie in Säcke und entblätterten mal wieder Karotten. Das Wetter war ganz okay, auch wenn ich doch ein wenig neidisch auf eure sonnigen 20° in Deutschland bin. Jedenfalls pflückte ich ein paar Äpfel für die Küche, machte den Kühlschrank mal sauber (fand und eliminierte dabei ein paar nicht identifizierbare Dinge, die wahrscheinlich die nächste Zombie-Apokalypse ausgelöst hätten) und bereitete mir mein Abendessen zu: Bratkartoffeln & -pastinaken mit Tofu und Spiegelei. Es gab übrigens Pfannkuchen mit Bratäpfeln zum Nachtisch ;) 

 

Dienstag war Karotten-Tag. Erst eine Wagenladung entblättern und sortieren dann auf das Feld und welche ernten und den ersten Schritt dann nochmals mit ihnen wiederholen. Zum Glück war es das dann erstmal mit Karotten, denn sie ließen sich nicht gut ernten und ich kann jetzt auch keine mehr sehen.

Nachmittags buchte ich unsere erste Unterkunft in Bangkok: 4 Nächte, sehr zentral, 10€ pro Nacht in einem 8er Schlafsaal und Frühstück inbegriffen. Das ist nur für den Anfang wenn wir ankommen und uns erstmal orientieren müssen. 

 

Was haben wir heute (Mittwoch) gemacht? Richtig, Karotten. Säcke in den Keller gebracht, 1 1/2 Wagenladungen entblättert und sortiert, sowie schon getrocknete in 10kg-Säcke gepackt. Nachmittags machte ich Fotos von noch ein paar Gebäuden, die ich demnächst dann mal hochlade. Außerdem backte ich Karottenkuchen (wenn wir sie schon ernten, müssen sie ja auch weg) und kochte mit Hannah unser Abendessen: Spaghetti mit frischem Spinat aus dem Garten, gebratenem Tofu und gebratener Pastinake sowie selbstgemachtes Pesto. :) 

 

Wir sind endlich mit den Karotten fertig. Nach der letzten Wagenladung wurden noch Pastinaken sortiert und dann ging es nach dem Lunch/Mittagessen runter auf das Feld. Ich schätze Mutter Natur plante nie, dass der Mensch an Sellerie herankommen soll. Atte wollte den Traktor nicht einsetzen, um ihn aus dem Boden zu holen, da er befürchtete die Frucht zu beschädigen. Das bedeutete dann, dass jeder von uns mit einem Messer bewaffnet, so lange um die jeweilige Kokosnuss-große Frucht herumstocherte bis er jede der zahlreichen Wurzeln abtrennen und den Sellerie als großen Erdklumpen aus dem Boden hieven konnte. 

Nachdem ich mich mit den Resten des Karottenkuchen (ist beim Lunch draufgegangen) gestärkt hatte, zeichnete ich nachmittags diese Karte, damit ihr euch das alles mal besser vorstellen könnt. Im Esszimmer halte ich mich nachmittags eigentlich am meisten auf,es ist also quasi das "Zentrum". 

 

Noch ein paar Bilder von der Farm:

Freitag war ein ungewöhnlicherer Arbeitstag, denn wir wurden von einer anderen biodynamischen Farm bei Helsinki gebeten ihnen zu helfen, da sie spät mit der Ernte waren. Atte hatte außerdem ein paar Leute von der Inspektion da und dementsprechend keine Zeit uns anzuweisen. Zu siebt in ein Auto gequetscht machten wir uns in Arbeitskleidung durch einen frostigen Vormittag auf den Weg. So kalt war es bisher noch nicht gewesen, denn es hatte gefroren. Deshalb fand ich es auch gar nicht so schlimm, dass wir uns verfuhren - und das mehrmals.

Nach einer Stunde kamen wir dann an den Feldern an und wurden ausgestattet mit Eimern und Mistgabeln auf ein Kartoffelfeld geschickt. Es war so unglaublich ineffektiv. Der Traktor fuhr durch die Reihen, um den Boden umzugraben, sodass man die Kartoffeln aufsammelte, die obendrauf lagen. Die andere Hälfte liegt vermutlich immer noch in der Erde. Die zweite Methode bestand darin die Kartoffeln, die übrigens auch noch ausgesprochen klein waren, per Hand auszubuddeln. Mit der Mistgabel wurde der vereiste Boden aufgelockert, sodass man dann nach gelben Knollen wühlen konnte. Das Mittagessen bestand in mittelmäßiger bestellter Pizza und alle waren recht froh zurück zum besser organisierten Majvik zu fahren. 

 

Samstags machten David und ich uns gemeinsam mit Hannah ein weiteres Mal nach Helsinki auf. Sie ging einkaufen während wir ins Kunstmuseum Ateneum gingen. Es war wirklich entspannend, auch wenn es ein wenig kleiner war als erwartet. Ich habe mir auch tatsächlich die ganzen Texte zu den Gemälden durchgelesen. :D Aufgrund des unerwarteten Zeitüberschusses bummelten wir noch ein bisschen durch Helsinki, gingen kurz einkaufen und verpassten auf dem Rückweg auch prompt unseren Bus um 1 Minute. Selbstgemachte Pizza machte das aber wieder wett. :) 

 

Sonntag war mal wieder Entspannung angesagt. Ich lag bis 12 im Bett, surfte dann nach dem Essen ein wenig im Internet, habe mich unterhalten und Brot gebacken. 

 

Montag und Dienstag lassen sich zusammenfassen. Wir haben Sellerie sortiert, gepackt, Zwiebeln geschält, das Pastinaken-Feld leer geerntet und Kartoffeln geerntet. Unsere sind zum Glück deutlich größer und leichter zu finden als die bei der anderen Farm. Nur das Wetter war ein bisschen unangenehm, da es tatsächlich "geschnee-regnet" hat. Achja, und ich hab Zitronenkuchen gebacken. :) 

 

Sonnig und trocken, aber kalt und windig: So sah der Mittwoch aus. Zuerst ackerten wir uns - im wahrsten Sinne des Wortes - auf dem Kartoffelfeld ab. Oder wie Andrew (der Australier) es ausdrückte: "Man vs. Potato". Nachdem diese Schlacht erfolgreich geschlagen war, ging es weiter zum Schwarzwurzelfeld, auf dem wir die meiste Zeit verbrachten, indem wir die Reihen mit Mistgabeln lockerten und dann zwischen dem wucherndem Unkraut nach der eigentlichen Pflanze pulten. Und damit sind wir quasi fertig mit ernten. Yaaaaay. Die Felder werden jetzt umgegraben, weswegen wir alle Abdeckplanen zusammenknautschten und Beschwerungs-Säcke zur Seite schleppten. Nachmittags backte ich Brot und aß. 

 

"Es schneit! Es schneit! 

Kommt alle aus dem Haus, 

die Welt, die Welt sieht wie gepudert aus. 

Es schneit! Es schneit! 

Das müsst ihr einfach sehen, 

kommt mit, kommt mit, 

wir wollen Rodeln gehen." 

 

Rodeln sind wir zwar am Donnerstag nicht gegangen, aber es war trotzdem ein winterlicher Tag. Erst einmal war es neben dem Schneefall auch noch so unfassbar windig in der Nacht gewesen, dass ich schon befürchtet hatte, dass eines der winzigen Bäumchen rundherum auf unsere Hütte stürzen könnte. Das ist zwar natürlich nicht passiert, aber der morsche "Vogelbaum" krachte in sich zusammen. Da er aber früher oder später eh hätte gefällt werden müssen, war das eher ziemlich praktisch. Das zweite war, dass nachts wegen der Feuchtigkeit der Strom zweimal ausfiel. Das erste Mal kämpfte sich Hannah noch durch Wind und Wetter zum Sicherungskasten, aber das zweite Mal bemerkten wir beide bis zum Morgen nichts. Das Umziehen war deswegen rekordverdächtig schnell. 

Wegen des Wetters arbeiteten wir nur unterdacht. Es gab Sellerie und Pastinaken zu entblättern und sortieren, Lieferungen zu packen und Zwiebeln zu schälen. 

Ich glaube übrigens, dass ein Fluch auf mir liegt, wenn es ums Brotbacken geht. Entweder die Konsistenz ist perfekt oder der Geschmack und sobald ich die doppelte Menge mache, wird es nichts. So auch dieses Mal. Außen hart, innen noch nicht durch und nicht aufgegangen. Aber ich gebe nicht auf!

 

Und Freitag, oh der Freitag war bisher der allerbeste Tag. Die Ernte ist vorbei und deshalb gab es ein kleines Festessen, mit den Nachbarn und den früheren Farmern. Hannah, David, Anniina, Panu (ein Arbeiter), Unikka (die Haushälterin oder was auch immer, die keiner leiden kann weil sie zu viel redet und Essen versaut...) und ich blieben vormittags drinne, um alles vorzubereiten. Ich machte beispielsweise das bunte Ofengemüse, während Hannah und David das Esszimmer aufräumten und putzen und Anniina einkaufen fuhr. 

Dieser Tag wird mein Weihnachten für dieses Jahr. Es gab zwar keine Geschenke, aber draußen lag der Schnee und alle saßen drinnen mit Kerzen zusammen und genossen das gute Essen. Neben dem Ofengemüse gab es Salate einmal aus Kohl und dann aus Salat, Mangold, Apfel, Karotten, Tomaten etc. Es gab Pilzpfanne, Ofenkürbis, sehr leckeres Schwarzwurzelpüree, Kuhfleisch für die anderen und Tofu für mich und Andrew sowie perfektes von Jack gebackenes Brot. Das Essen war köstlich und wurde von Hannahs Abschiedswunsch (sie geht morgen) perfekt abgerundet: Eis!

Danach wurde noch für 2 Stunden an den Schwarzwurzeln gearbeitet, was aber voll okay war, da es die einzige wirkliche Arbeit an diesem Tag war. 

Genauso gut wie das Essen, war die Schneeballschlacht, die sich David, Hannah, Andrew, Jack, Osvald (Attes 6-jähriger Sohn) und ich uns geliefert haben. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Spaß so ein "Kampf" macht und fühlte mich wie ein Kind. Es war toll :) 

 

Samstag machten wir natürlich wieder einen Ausflug. Diesmal ging es nach Turku, der ältesten Stadt Finnlands (übrigens gefolgt von Porvoo) und ehemalige Hauptstadt. Wir hatten schon vor einer Woche Plätze für die Omnisbusse gebucht und waren mit 14€ pro Person für Hin- und Rückfahrt ganz gut dabei. Am frühen Vormittag fuhren wir deshalb nach Itäkeskus und von dort aus nach Kamppi, von wo der Bus zu der 2 1/2 stündigen Fahrt startete. Wir waren zugegebenermaßen recht knapp dran, David fand die Abfahrtshalle aber zum Glück noch rechtzeitig. Ich muss sagen, dass die Finnen uns da einiges voraus haben. Man musste den Bahnhof/die Metrostation nicht mal verlassen, sondern nur an den Läden im Gebäude (wie in einem Einkaufszentrum) vorbei nach unten. Dort stand in der Mitte ein Informationsschalter und rechts durchnummeriert die "Busterminals". Es wirkte ein bisschen wie ein Parkhaus. Der Busfahrer checkte unsere Reservierung mit seinem Tablet und wir konnten es uns mit WLAN und Steckdosen bequem machen. 

Das Wetter war leider so... lala. Es (niesel-) regnete die ganze Zeit, aber es war zumindest nicht so super eisig. Das bekannteste in Turku ist der Dom und die Burg. Doch zunächst machten wir uns auf die Suche nach einem K-Market. In diesem Supermarkt wollten wir nämlich Pakete nach Hause schicken. Zumindest hatten wir gedacht, dass das geht. Die Kassiererin konnte, wie sich auf unser Nachfragen herausstellte, kein Englisch, ein sehr netter Mann hinter uns in der Schlange konnte uns weiter helfen. Man konnte hier nur innerhalb Finnlands Pakete schicken, aber er zeigte uns auf seinem Handy, wo die Postzentrale lag. 

Wir gingen allerdings erst einmal zum nahegelegenen Dom, der sehr alt und schlicht, aber auch sehr schön war. In der Post schickten wir jeweils unsere Sachen (für 27€ -.-) nach Hause. Bei mir Souvenirs, bei David Winterkleidung. Wir bummelten noch ein wenig durch die Stadt, aßen bei einem Mexikaner Burritos, kauften einen Adapter für Asien und machten uns dann zur Burg auf. Nach circa 35 Minuten standen wir in einem sehr sehr unspektakulären Innenhof. Aber zumindest sind wir da gewesen. Um 16:50 ging unser Bus zurück und alles klappte auch wunderbar bis... ja bis wir auf der letzten Etappe versagten. Es war stockduster draußen und deshalb fuhren wir schlichtweg an dem Stopp für Majvik vorbei. Bis wir das gemerkt hatten, waren wir nur leider schon in Söderkulla, wo wir ausstiegen. 

Es war mittlerweile halb 9 und ein Blick auf den Fahrplan zeigte uns, dass wir eine Stunde auf einen Bus warten müssten. Notgedrungen fingen wir also an zu laufen. Das hatte auch den Zweck, dass uns nicht so kalt wurde, denn es regnete immer noch und ein wenig windig war es auch. So ging es also fast eine Stunde lang mit Stirnlampe auf dem dunklen Radweg parallel zur Straße durch den Regen. Eine Kekspackung und einmal-nasse-Füße-wegen-einer-Pfütze-kriegen später, brachte ein Bus uns für 3,20€ die letzten Kilometer nach Majvik. Mein Bett und der Heizlüfter waren alles, was ich dann noch brauchte. 

(Wir gingen an dem Tag übrigens sportliche 28.000 Schritte. :D) 

 

Sonntag war dementsprechend einfach nur Chiller-Tag mit lange im Bett liegen und ein wenig Schoko-Kuchen backen. 

 

Da die Feldarbeit für uns getan ist, stand heute (Montag) eigentlich nur Packen an. Es wurde gewogen, gewaschen, geschleppt und gestapelt. 

 

Ich hatte ja gesagt, dass die Feldarbeit vorbei sei. Das stimmt so nicht ganz. Nachdem wir am Dienstag wieder mal eine ganze Menge gepackt und Zwiebeln geschält hatten, ging es doch nochmal in den vereisten Matsch. Ein paar Reihen Mini-Sellerie und Kartoffeln wurden noch schnell eingesammelt. Ich schätze, das war eher etwas optionales, aber alles wichtige ist erledigt. Außerdem sammelten wir den richtigen Sellerie von einer vorherigen Ernte vom Feld ein. Die guten hatten wir schon mitgenommen, aber diese hier hatten geblüht und waren deshalb qualitativ nicht so gut. 

 

Mittwoch war unser letzter Arbeitstag. Ich muss aber sagen, dass ich nicht so super traurig bin, Majvik zu verlassen. Ich freu mich einfach viel zu sehr auf die Wärme und darauf, einfach mal nicht arbeiten zu müssen. Jack meinte heute auch zu mir: "no cold toes anymore". Das trifft es ganz gut, da die kalten Füße (wie ich bestimmt schon 100000 mal erwähnt habe) wirklich am unangenehmsten waren. Das merkte ich auch heute beim Kartoffelernten und Packen. 

Wir warfen nach getaner Arbeit noch ein paar letzte Sachen (unter anderem die Arbeitskamotten) in die Waschmaschine und stiefelten zu Attes Haus, um unser Online Check-in zu machen bzw. zu drucken. Zumindest war das der Plan, doch es waren keine 24h vorher, sondern 2-4h vorher... Dementsprechend müssen wir das wohl morgen machen. 

Ich hoffe wirklich es klappt alles, vor allem das mit der Aufenthaltserlaubnis für Thailand, selbst wenn das ja nicht besonders schwierig sein soll. Übrigens soll man zumindest in der Theorie eine Rück- bzw Weiterreisebestätigung haben. Deshalb haben wir 25€ in einen Bus nach Kambodscha investiert, den wir nie benutzen werden. 

Ein weitere Info am Rande: Ich habe wirklich auf den Cent genau (und ich habe mir alles aufgeschrieben) 150€ ausgegeben. Ich finde, dass das ganz akzeptabel ist. :) 

 

Donnerstag war dann morgens neben dem Online Check-In Zeit zum Abschied nehmen. Wir schrieben in das Gästebuch, bekamen die "Needle of Honor" sowie Schokolade und wurden dann nach einer Einladung von Andrew zu sich nach Hause in Australien im klapprigen VW-Transporter zum Flughafen gefahren. Es gab 2 Flüge. Erst ging es von Helsinki nach Moskau und dann nach einigem Warten von dort nach Bangkok. 

Wir gaben Davids Gepäck auf (ich bin die Handgepäcks-Königin :D) und mussten auch prompt unsere Bustickets als Ausreise-Bestätigung zeigen. Sicherheitskontrolle, alles wie immer. Der Flug war unspektakulär und angenehm, da jeder zwei Sandwiches, Äpfel und Müsliriegel bekam. Das war zwar für 2h Flug nicht wirklich nötig, aber warum nicht. 

Und dann ging die Warterei los. 6h lümmelten wir uns auf den Sitzen und teilweise dem Boden vor unserem Gate herum, schlenderten durch die russischen Flughafen-Geschäfte und versuchten abends nicht zu viel Hunger zu kriegen, denn das Essen vor Ort war uns beiden einfach zu teuer. Als wir dann endlich im Flugzeug saßen, ging es mit ein bisschen Verspätung los. Auf dem 8 1/2 hatten Nachtflug, gab es zwei Mahlzeiten (und eine Kugel Eis zwischendurch^^) sowie Getränke, Decken und Kopfkissen. Das beste war, dass jeder seinen eigenen Bildschirm mit unzähligen Filmen, Serien, Musik und anderem hatte. Ich schaute mir Wonderwoman und La La Land an. Geschlafen habe ich auch ein wenig, aber wie viel kann ich nicht abschätzen. 3 Stunden maximal. 

 

Hier geht's weiter zur Thailand - Seite. :)


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Kommentare: 5
  • #1

    Erdbeerhannah (Dienstag, 24 Oktober 2017 21:06)

    Die Kuchen waren bisher übrigens immer sehr lecker ;)

  • #2

    Helen (Mittwoch, 25 Oktober 2017 19:02)

    Danke, dein Essen ist auch sehr lecker. :)

  • #3

    Österreicher (Mittwoch, 25 Oktober 2017)

    ♡♡♡österreich♡♡♡

  • #4

    Uwe (Donnerstag, 26 Oktober 2017 13:29)

    Ich muss jetzt darauf verzichten...

  • #5

    Helen (Freitag, 27 Oktober 2017 16:44)

    Dafür komme ich mit neuen richtig krassen Rezepten zurück, Papa ^^